"Schwaben singt" - 150jähriges CBS-Jubiläum in Kempten

Am Samstag, 5. Mai, feierte der Chorverband Bayerisch-Schwaben (CBS) sein 150jähriges Jubiläum in Kempten. Ein Kinderchorsingen am Freitag, ein Wertungssingen, Wandelkonzerte und ein Jubiläumskonzert am Samstag und ein Festgottesdienst am Sonntag waren die wichtigsten Aktivitäten dabei. Die Chorgemeinschaft beteiligte sich bei den Wandelkonzerten am Samstagnachmittag und war zu Gast beim abendlichen Jubiläumskonzert.

Wir hatten zwei Auftritte: Um 15:45 Uhr auf der Bühne zwischen Rathausplatz und St. Mang-Kirche und um 16:45 Uhr an der Freitreppe. Zum ersten Mal traten wir in unserer neuen Singkleidung (schwarz/weiß/orange die Frauen, schwarz/orange die Männer) auf und boten damit ein ansehnliches Bild. Singen unter freiem Himmel ist jedoch immer mit ungewohnter Akustik verbunden, da sich die einzelnen Stimmen untereinander nicht gut hören. Wir brachten aber unsere fünf Lieder "Tourdion", "Landsknechtsständchen", Auf einem Baum ein Kuckuck saß", "Somebody loves me" und "Yakanaka Vhangeri" dennoch recht ordentlich über die Bühne, wenngleich im "Landsknechtsständchen" nicht alles reibungslos verlief.

Bei unserem zweiten Auftritt an der Freitreppe ließ dann Chorleiterin Eva das (für Freiluftaufführung) doch etwas diffizile "Landsknechtsständchen" weg und wir konnten die vier anderen Lieder sehr ansprechend rüberbringen. Den Zuschauern gefiel es sichtlich, vor allem das fetzige "Yakanaka" kommt jedesmal gut an, und auch der "Kuckuck" sorgt mit seinen überraschenden Anleihen aus der Klassik immer wieder für erheiternde Momente.

Nach diesen beiden Auftritten trafen sich die meisten dann zunächst irgendwo in der Fußgängerzone bzw. im Forum zu einem Kaffee oder Eis (das Wetter spielte Gottseidank doch noch mit), und später fanden sich alle wieder zu einem (vom CBS spendierten) Imbiss in der Big Box ein, wo dann um 20:00 Uhr das Festkonzert startete. Dieses wurde bestritten von so hochkarätigen Chören wie den "Augsburger Domsingknaben" (war da auch ein Mädchen dabei?), dem "Carl-Orff-Chor" , dem "Mendelssohn Vocalensemble" und den "Kaufbeurer Martinsfinken", die neben einigen Renaissance-Stücken vor allem sehr moderne Kompositionen vortrugen.

Für große Irritation sorgte dabei die Uraufführung der Auftragskomposition "feld-rhythmen" von Johannes Schöllhorn. Hierzu waren im ganzen Zuschauerraum und auf der Bühne verteilt "Sänger" (die allermeisten gaben jedoch nur Laute oder Geräusche von sich) am Werk, die durch Lichtsteuerung dazu veranlasst waren, die eben erwähnten Laute, Tonfiguren und Geräusche zu produzieren. Viele Zuhörer fanden das erst mal spannend und lustig, auf Dauer dann aber mehr und mehr komisch bis ziemlich peinlich. Wohl nur wenigen unter uns erschloss sich der Sinn dieser Aufführung, da auch keinerlei Struktur erkennbar war und man vergebens auf einen melodiösen Halt, an dem man sich hätte aufrichten können, wartete. Der spärliche Applaus am Ende (wo eigentlich war das Ende?) zeigte, dass so etwas bei den vielen Zuhörern - von denen die allermeisten selbst Chorsänger waren, die gerne schöne, melodiereiche Lieder singen - nicht so gut ankam. Frage: Muss man denn zu so einem Jubiläum wirklich ein so extravagantes Werk komponieren lassen, wo es doch sicher wunderschöne, dem hohen Können der auftretenden Chöre angemessene und Ohr und Herz viel mehr ansprechende Chorliteratur zuhauf gibt? Auch die abschließenden beiden gemeinsam gesungenen Lieder bildeten nicht den Abschluss, wie man sich ihn vorgestellt hatte, zu groß war die Verwirrung bei vielen Konzertbesuchern. So schön der Großteil des Konzerts war (es wurde leider auch zu viel geredet), so unzufrieden waren viele mit dem Ende desselben, weil es irgendwie kein richtiges Ende hatte. Wie sagte einer der vielen Redner des Abends doch mal sinngemäß ganz richtig: Musik soll vor allem die Seele ansprechen. Das gelang aber an diesem Abend eben nur zum Teil, leider; denn am Ende eines Chorverband-Jubiläums-Konzertes sollte man eigentlich erfüllt und beschwingt nach Hause gehen und für sich persönlich etwas mitnehmen können. Musik - auf jeden Fall ein Chor-Konzert - sollte nicht irritieren und polarisieren, sondern beschwingen, beleben und erfrischen. Schade, dass das nicht so gelang.

Doch nun genug der Kritik, es gab auch noch zwei erheiternde Momente an diesem Tag: Unser Chor-Küken Nicole Sommer feierte an diesem Samstag ihren 15. Geburtstag (Happy birthday, Nicole!), und unsere Auftritte waren das Ständchen für sie. Außerdem trafen wir beim Schlendern durch Kempten plötzlich auf exakt gleich gekleidete Sängerinnen und Sänger eines anderen Chores (Chor96 aus Ottobeuren, www.chor96.klarton.de), was natürlich für spontane Erheiterung beiderseits sorgte. Abwerbungsversuche unsererseits (Tenöre!) waren leider vergeblich. 

(Vielen Dank Martin für's Fotografieren)