Unsere Reise nach Quiberon/Bretagne vom 26.10. - 30.10.12

Seit 1971 besteht zwischen der Stadt Kempten und dem Städtchen Quiberon in der Bretagne eine Städtepartnerschaft. Ursprünglich bestand die Partnerschaft zwischen dem damals noch selbständigen Sankt Mang und Quiberon, und so kam man dort auf die Idee, nach 40 Jahren freundschaftlicher Beziehungen einen Chor aus Sankt Mang nach Frankreich einzuladen. Unsere Chorgemeinschaft war natürlich erster Ansprechpartner, und nach kurzer Überlegung, ob wir diese Reise auch gesanglich und terminlich meistern können, wurde im Frühsommer alles für den Termin vom 26. - 30. Oktober festgemacht.

Leider konnten nicht alle Chormitglieder die Reise mitmachen, und so mussten wir Verstärkung auch aus anderen Chören holen, so z. B. vom Kammerchor Kempten, vom Kirchenchor Durach und vom Chor "Zabander" aus Sulzberg. Alle diese "Quereinsteiger" fühlten sich bei uns während der langen Probenphase und natürlich auf der Reise selbst sehr wohl und wurden von den "alteingesessenen" Chormitgliedern schnell integriert. So stand der bisher mit Abstand längsten Chorreise der Chorgemeinschaft nichts mehr im Wege.

Am 26. Oktober (Freitag) starteten wir mit einem Bus der Firma Haslach um 18:00 Uhr Richtung Westen. Die Stimmung war bestens, und schon bald wurden - vor allem in den hinteren Reihen - die Chorlieder rauf und runter gesungen. So etwa nach 22:00 Uhr wurde es dann spürbar ruhiger, und jeder versuchte, auf seinem Sitz eine günstige Schlafposition zu finden. An Durchschlafen war ja nicht zu denken, aber den meisten gelang es, wenigstens ein paar kürzere Schlaf-Phasen zu finden. Als wir dann gegen 5:00 Uhr früh durch Paris fuhren (der 2. Busfahrer wurde hier abgesetzt), waren die meisten schon wieder wach und versuchten in der Dämmerung das eine oder andere bekannte Gebäude zu erspähen. Der Eiffelturm entzog sich leider unseren Blicken.

Gegen 13:00 Uhr (Samstag) trafen wir dann in Quiberon ein, wo wir vor dem Kulturzentrum von den Organisatoren und den Gastfamilien freundlich begrüßt wurden. Nach einem kurzen Aufenthalt bei den Familien trafen wir uns um 16:00 Uhr vor der Fischfabrik "la belle-iloise", um diesen für Quiberon wichtigen Betrieb zu besichtigen. In anschaulicher Weise wurde der Fischfang und die Verarbeitung im Wandel der Zeit dargestellt. Leider lief an diesem Samstag die Produktion nicht, die wir natürlich auch gerne gesehen hätten. Am Ende deckten sich viele von uns mit den dort hergestellten Kostbarkeiten aus Sardinen, Thunfisch oder Hummer ein.

Am Abend trafen wir uns im Kulturzentrum zu einem "Diner-Konzert". Der Saal war rappelvoll mit gedeckten Tischen, die Bühne verhieß durch ihre schlechte Akustik nichts Gutes, und so waren schon sehr gespannt, was uns da wohl erwarten würde. Als wir nach zwei einheimischen Chören an der Reihe waren, konnten wir von Anfang das - trotz Bewirtung gut zuhörende - Publikum mit unseren Liedern begeistern. Wir hatten ja eine sehr bunte Mischung dabei, die von der Klassik ("Forelle") über deutsche Volkslieder bis nach Afrika reichte, und wir boten damit einen willkommenen Kontrapunkt zu den eher traditionellen Liedern der einheimischen Chöre. Unsere Chorleiterin Eva strahlte uns - obwohl sie gesundheitlich leicht angeschlagen war - richtiggehend an, und wir gaben das mit konzentriertem, engagiertem Singen zurück. Als dann eine bretonische Tanzgruppe aufspielte, hielt es viele von uns nicht mehr auf den Stühlen, und wir gesellten uns zu den einheimischen Tänzern. Es war eine helle Freude, mit den Bretonen Hand in Hand deren Tänze mitzumachen, und so wurde der lustige Abend noch ziemlich lang, und von Müdigkeit war zunächst noch keine Spur zu sehen. Wieder zuhause bei den Familien, als dann das Adrenalin so langsam nachließ, forderten die lange Fahrt und der kurze Schlaf dann aber doch noch ihren Tribut, und wir ergaben uns dem seligen Schlummer.

Allzu lange konnten wir uns aber diesem auch nicht hingeben, denn am Sonntag starteten wir bereits um 9:00 Uhr nach Carnac. Hier stehen die in langen Reihen angeordneten Steine (Alignements), die seit jeher die Phantasie beflügeln, weiß man doch bis heute nicht genau, warum die Menschen etwa 2000 v. Chr. diese Tausende von Steinen an diesem Ort so aufgestellt haben, wie wir sie heute sehen. Nicht weit davon entfernt liegt der Hafen La Trinitè, wo wir anschließend ein Stündchen zwischen Bootshafen, Fischhalle und Cafès schlenderten und die schöne Sonne genießen konnten. Dass die Franzosen eine gute Küche haben, ist in aller Welt bekannt, und so freuten wir uns schon auf das Mittagessen im Restaurant "Hippocamp" (Seepferdchen), wofür wir ja schon noch zuhause unsere Menü-Wünsche abgegeben hatten. In einem schönen Ambiente konnte jeder sein Drei-Gänge-Menü genießen, ob es nun Perlhuhn, Steak oder eine Dorade war. Es schmeckte vorzüglich, und der Wein tat ein Übriges, die sowieso schon gute Stimmung nochmals zu steigern. Gegen 15:00 Uhr beendeten wir den Gaumenschmaus, und Chorleiterin Eva wollte auf dem Heimweg gleich mal die Akustik und Stellmöglichkeit für das Konzert in der Kirche St. Pierre checken. So sangen wir in der Kirche einige Lieder an und probten die Aufstellung für den Abend.

Das Kirchenkonzert um 18:00 Uhr bestritten zwei Chöre, ein großer Chor (knapp 60 Sängerinnen und Sänger) aus Quiberon/St. Pierre und die Chorgemeinschaft. Wie schon am Abend zuvor konnten wir auch mit unseren kirchlichen Liedern die Zuhörer gewinnen, und das "Locus iste" oder das "Ave verum corpus" in der guten Akustik einer gotischen Kirche ist sowohl für die Sänger wie auch für die Zuhörer immer ein Genuss. Besonders aber bei den beiden Spirituals am Ende unseres Auftritts sprang noch einmal die Begeisterung über, und wir ernteten großen Applaus für unseren sehr gelungenen Auftritt. Nach einem kleinen Stehempfang im Kulturzentrum (die Reste vom Vortag mussten weg) ging auch dieser ereignisreiche Tag erst spät zu Ende.

Am Montag hieß es für uns, früh aus den Federn zu kommen, denn um 8:00 Uhr war Abfahrt Richtung Heimat. Schwer mit Geschenken aus der Bretagne beladen, nach vielen Umarmungen und bisous machten wir uns auf die erste Etappe des Heimwegs. In der Stadt Chartres legten wir eine längere Pause ein, um die berühmte Kathedrale zu besichtigen. Leider sind dort gerade sehr lautstarke Bauarbeiten im Gange. Da wir aber unbedingt in der Kirche auch singen wollten, legten die Bauarbeiter doch tatsächlich für ein paar Minuten die Arbeit nieder, um uns und den anderen gerade anwesenden Besuchern den Genuss nicht zu zerstören. Unsere Lieder schwangen sich in die höchsten Höhen der beeindruckenden romanisch-gotischen Kathedrale hinauf, ein wahrer Moment des Innehaltens in dem sonst sehr lauten Baulärm. Gegen 19:00 Uhr erreichten wir unser Etappenziel, die "Auberge Champenoise" in Moussy. Hier bekamen wir eine Stunde später ein köstliches Abendessen, serviert von einer ziemlich schrägen Bedienung und einem leicht überforderten Kellner. So hatten wir auch an diesen Beiden zu schmunzeln (wenn auch die Art der jungen Dame, die Teller "hinzuknallen", verbunden mit einem Wink des Daumens, die Teller weiterzureichen, schon sehr an der Schmerzgrenze und eines französischen Kellners absolut unwürdig war), wie überhaupt während der ganzen Fahrt recht viel gelacht wurde.

Am Dienstag stand um 9:30 Uhr die Besichtigung der Champagnerkellerei "Mercier" in Epernay, der Champagner-Stadt schlechthin, auf dem Programm. Nach einer kurzen Begrüßung bei einem riesigen Holzfass aus dem Jahr 1889 ging es, bestückt mit Audioguides, per Aufzug in die Tiefen dieser Traditions-Kellerei. Wir staunten nicht schlecht, als wir dort unten, 30 m unter der Erdoberfläche,  einen per Infrarot gesteuerten Zug vorfanden, in dem wir durch die unglaublich weitläufigen und verwinkelten Lagerräume, seinerzeit von Hand aus dem dortigen Kalkstein geschlagen, gefahren wurden. Wir fuhren an vielen Tausenden Champagnerflaschen in den Rüttelgestellen vorbei, die immer wieder um ein Viertel gedreht werden müssen, damit der kostbare Inhalt auch richtig heranreifen kann. Am Ende der sehr interessanten Rundfahrt unter Tage ging es dann wieder ans Tageslicht in den Verkostungsraum. Hier bekam jeder von uns ein Glas Champagner, und wir alle konnten - eine absolute Premiere - zusammen mit Champagner anstoßen. Natürlich gab es in dem neben liegenden Shop auch noch jede Menge zu kaufen, dabei musste man dann aber schon ziemlich tief in den Geldbeutel greifen.

Die weitere Fahrt nach Deutschland verlief zunächst unspektakulär, bis dann unser Busfahrer Heini auf der Autobahn plötzlich unplanmäßig anhalten musste, weil er Probleme mit dem Getriebe hatte. Es ging dann noch einmal ein paar Kilometer weiter, doch dann musste Heini den Bus gegen 16:15 Uhr auf einem Parkplatz in der Nähe von Anweiler im Pfälzer Wald abstellen. An eine Weiterfahrt war nicht zu denken, weil sich das Getriebe nicht mehr schalten ließ. Zunächst wurde eine Reparatur durch einen herbeizurufenden Mechaniker erwogen, dann aber konnte Hans Haslach einen Ersatzbus der Firma Hetzler aus Herxheim bei Landau in Marsch setzen. Etwa eine Stunde später traf dann dieser Bus bei uns ein, wir luden unser Gepäck in Windeseile um und fuhren weiter Richtung Pforzheim. Schon eine Stunde vorher fuhr Herr Haslach mit einem weiteren Bus von Kempten aus uns entgegen, so dass wir dann etwa um 18:30 Uhr auf einem Parkplatz bei Pforzheim zusammentrafen. Nun mussten wir natürlich noch einmal das Gepäck in der Enge des von vielen Lkws belagerten Rastplatzes umladen, dann aber ging es zügig Richtung Allgäu. Hier erwartete uns bei der Ankunft um 22:30 Uhr eine geschlossene Schneedecke und eine Temperatur um 0 Grad, für manche ein richtiger Schock, kamen wir doch aus angenehmeren Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Eine sehr schöne, sehr ereignisreiche Fahrt mit vielen, vielen Eindrücken ging etwas verspätet, aber glücklich zu Ende.

An dieser Stelle bedankt sich die Chorgemeinschaft bei Frau Flaig, die diese Fahrt initiiert und zusammen mit unserem Dolf organisiert hat, bei allen Gastsängerinnen und -sängern, bei unserer Chorleiterin Eva und beim Busfahrer Heini, der uns immer - für die technische Panne kann er nichts - sehr umsichtig gefahren hat. Die Chorgemeinschaft präsentierte sich auf dieser Fahrt von ihrer besten Seite und konnte die Stadt Kempten in Frankreich würdig vertreten. Neben den musikalisch sehr gelungenen Auftritten bewies die Chorgemeinschaft wieder einmal eindrucksvoll, dass sie ein wirkliche Gemeinschaft ist, in der sich unsere Mitreisenden schnell wohl fühlen konnten. 

 

 

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Neue Bilder von Ingrid Hattler:

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